Mittwoch, 31. Oktober 2012

Erkenntnis

Anfang November 2012, der Winter steht vor der Tür und ich bin direkt aus meinem Garten wieder Zuhause bei meiner Familie eingezogen. Genau, hier gehöre ich hin ... nirgendwo anders könnte ich mich wohler fühlen, hier zwischen Frau und Tochter ist mein Platz !

Das ist eine Erkenntnis, welche ich im Sommer da draussen in meinem Garten erlangt habe. Ich habe diese Erkenntnis nicht wirklich erlangt, sagen wir lieber diese Erkenntnis wurde untermauert ;-)

Zu welcher Erkenntnis bin ich in den letzten 5 Monaten noch so gekommen ?

Ich bin also im Juni mit einer Reisetasche voll Krimskrams im Garten untergetaucht. Eine wirkliche Trennung zu meiner Frau hatte ich nicht, da wir nicht nur seit 20 Jahren zusammen wohnen, nein seit gut 8 Jahren arbeiten wir nun auch schon zusammen, weshalb wir uns täglich für mehrere Stunden gesehen und gemeinsam gearbeitet haben. Nach Feierabend habe ich mich dann auf mein Rad geschwungen und bin in den Garten gefahren.

Ja genau ... mit dem Fahrrad. Eigentlich ja nichts besonderes, aber ich habe beschlossen den 90 Kilo Lebendgewicht den Kampf anzusagen. Und so entdecke ich nebenher die Liebe zum Fahrrad wieder zurück.

Schon nach der ersten Woche im Garten, überkam es mich wieder, dieses Verlangen nach Weiblichkeit. Ich nahm mir also Rock, Shirt und Wäsche mit nach draussen in den Garten. Abends, spät wenn es dunkel wurde und meine unmittelbaren Nachbarn verschwunden waren, habe ich mir dann diese Kleidung angezogen. Ich setzte mich dann noch ein Stündchen auf die Terrasse oder kümmerte mich im halbdunkel um den Garten.

Es stellte sich jedes mal so ein innerer Frieden bei mir ein. Ich beobachtete sobald ich mich da draussen, wenn ich allein war, weiblich kleidete und mich auch ungezwungen so geben konnte, irgendetwas fühlte ich ... es fühlte sich immer so an wie endlich Zuhause zu sein.

Ausserdem fühlte es sich nicht so an wie ich es gewohnt war, denn ich trage seit vielen Jahren immer mal Frauenslips oder Strumpfhosen, heimlich unter meiner normalen Kleidung. Ich dachte die ganzen Jahre selbst, das ich den Drang habe Frauenwäsche zu tragen, weil das ein Fetisch sei und sich hauptsächlich auf der sexuellen Ebene bewegt.

Ein Fetisch eben, es gibt ja viele Fetische ... aber ich verstand dabei nicht, warum es mich die ganzen Jahre dann nicht sexuell erregte, wenn ich eben Frauenwäsche anzog. Früher als Jugendlicher war das ein wenig anders, aber jetzt als Erwachsener schon lange nicht mehr. Es fühlte sich einfach immer schön an, ach quatsch, ich liebe Frauenwäsche ;-)

Ich habe meiner Frau die ganzen Jahre erzählt, es sei ein Fetisch ... ich wusste es nicht anders und hatte das Glück, das meine Frau sich die ganzen Jahre mit dieser Aussage abgefunden und vor allem, es akzeptiert hatte. Es war für uns beide einfach schon normal, weshalb sie dadurch natürlich auch wußte, das in meinem Kleiderschrank auch Frauenwäsche zu finden ist. Ich musste also nichts verstecken und vielleicht auch noch heimlich selber waschen.

Aber jetzt ... dieses Gefühl war neu. Ich war quasi auch äusserlich weiblich gekleidet, nicht nur heimlich unter meiner Jeans. Und ich musste mich hier draussen nicht an das Versprechen halten, welches ich meiner Tochter gab ... aber nur Zuhause ... denn hier draussen hatte ich meine Ruhe.

Zuhause hatte ich meine ganzen weiblichen Kleidungsstücke. Zuhause wussten Frau und Tochter, das ich Frauenkleidung in meinem Kleiderschrank hatte. Aber ... der Punkt ist, das ich diese Dinge Zuhause nur äusserst selten angezogen hatte. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen war es mir peinlich, einfach so im Rock vor meiner Tochter rumzulaufen, selbst wenn sie dem zugestimmt hatte.

Zum anderen gab es nicht wirklich die Gelegenheiten (selbst Betroffene wissen was ich meine) das auch zu tun. Immer ist irgend etwas, entweder es kommen Freunde oder Familie. Und selbst wenn dann mal Zeit wäre, dann macht der plötzlich notwendige Besuch eines Handwerkers alles zunichte.

Hier draussen in meinem Garten war ich frei und das fühlte sich richtig und gut an. Jetzt konnte ich ganz tief in mich hinein lauschen und war erstaunt darüber, was alles so aus mir heraus sprudelte, wie ich immer leichter und leichter und der Tag endlich auch wieder mit Sonne erleuchtet wurde.

Ich versuchte eine Zeitreise zurück in meine Kindheit zu machen und mich daran zu erinnern ob schon früher Dinge vorgefallen sind, die etwas mit meiner heutigen Lage zu tun haben könnten. Es ist erstaunlich was ein Mensch im laufe seines Lebens so alles verdrängen kann.

Die wichtigsten Eckpunkte stehen ja schon hier im Blog und wenn ich dann Puzzleteil für Puzzleteil zusammen füge, dann komme ich zu der Erkenntnis das es sich hier bestimmt nicht um sexuellen Fetischismus handelt.

Weil wir gerade über sexuell reden ... also ich fühle mich nicht zu Männern hingezogen, mein Kessel fängt an zu dampfen, wenn ich meine Frau ansehe (nicht ausrutschen, ist glatt hier) aber nicht nur. Will sagen ich stehe auf Frauen, nicht auf Männer, bedeutet ... ich bin nicht Schwul (aus Sicht der mir zugewiesenen Geschlechterrolle), aber was bin ich dann ?!

Nun komme ich also im Sommer 2012 erstmals zu der Erkenntnis ... als Frau würde ich mich besser fühlen, ich bin nicht schwul und nun ... habe ich mal ein richtig großes Problem vor der Tür.

Ende Teil 1 Fortsetzung folgt ....

Freitag, 1. Juni 2012

Familie in Gefahr

Wir befinden uns inzwischen mitten im Jahr 2012. In den letzten 2,5 Jahren wurde ich immer unzufriedener. Ich vernachlässige meine Freunde und meine Familie, habe mich zurück gezogen und habe das Gefühl an Essstörungen zu leiden. Ich werde immer fetter, die Waage zeigt mir inzwischen 90 Kilo an und das obwohl ich kaum noch vernünftig esse. Ich bin ein kleiner dicker Mops geworden, bei der geringsten körperlichen Anstrengung bekomme ich Schweissausbrüche, mein Magen spielt auch verrückt. Eine Magenspiegelung brachte keine Ergebnisse, es sei doch alles in Ordnung, nein wir können nichts feststellen !

Die geringsten Unstimmigkeiten bringen mich in Rage, aus jeder Mücke wird bei mir nun ein Elefant gemacht. Ich kann meine Umwelt nicht mehr leiden und vergrabe mich immer mehr.

Im Sommer 2012 war es dann soweit ... die Streitigkeiten zwischen meiner Frau und mir erreichen einen bis Dato unerreichten Höhepunkt. Ich habe das Gefühl nicht mehr Ernst genommen zu werden, alles was ich sage kommt irgendwie nirgends an. Der Tanz auf dem Vulkan hat längst begonnen !

Ich habe seit über 6 Monaten nicht mehr geraucht. Der einzige Erfolg, den ich für mich persönlich in den letzten Jahren verzeichnen kann. Der Streit kam mal wieder aus dem nichts ... ein falsches Wort ... bum ... und wieder geht eine Bombe hoch.

So kann es nicht weiter gehen, ich ziehe mich an, schnappe mir meine Geldbörse und verschwinde schon am Vormittag. Wo soll ich hin, ich halte es Daheim nicht mehr aus. Und so schlürfe ich mit gesenktem Kopf die Strassen entlang. Oha ... da ein Zeitungsladen ... die haben Zigaretten ... ob ich ?

Na klar ... die Nikotinsucht hat mich wieder ... Glückwunsch. Wie beruhigend an der ersten Zigarette nach 6 Monaten zu ziehen, es schmeckt scheusslich, aber es beruhigt. Ich schlürfe also weiter durch die Strassen und lasse mich an einer Strandbar nieder. Ja tatsächlich, in Berlin-Tempelhof hatten wir tatsächlich im Jahr 2012 eine richtige Strandbar.

Die nette Bedienung wurde für diesen Tag meine neue beste Freundin, denn sie versorgte mich bis zum Einbruch der Dunkelheit mit Bier ... ja genau, immer rein damit, konnte ja früher als harter Kerl auch eine Menge vertragen.

Was war los ?

Ich saß da also in einem grünen Heineken-Werbe-Liegestuhl, mit einer Decke um den Bauch, denn es wurde Kühl gegen Abend. Meine neue beste Freundin brachte mir die Decke, sie schien Mitleid mit mir zu haben. Meine Gedanken spielen verrückt, mir geht so viel durch den Kopf. War unsere Beziehung nun doch nach über 20 Jahren gescheitert ?

Aber warum ?

20 Jahre konnte uns nichts erschüttern, wir haben zusammen gehalten wie Pech und Schwefel. Andere Paare, welche wir in dieser Zeit kennen gelernt hatten, waren schon lange nicht mehr zusammen. Aber wir ... uns konnte doch bisher nichts erschüttern.

Und überhaupt, wenn ich mir überlege worüber wir streiten ... lächerlich. Das sind doch alles keine Gründe, um eine Beziehung zu zerstören ! Aber nicht nur unsere Beziehung schien einen Knacks bekommen zu haben, auch der Kontakt zu meinen Freunden wurde immer weniger.

Und sein wir doch mal ehrlich, wenn ich einen Freund besuchen möchte und nun schon zum x-ten male vor verschlossener Tür stehe, dann überlege ich mir was das für ein Freund sein soll ?

Es herrscht Krieg ... in meinem Kopf, alles scheint wie von selbst zu zerfallen, ich muss etwas dagegen tun, ich muss heraus finden was los ist und wie ich das wieder in Ordnung bringen kann. Die Gefühle zu meiner Frau sind die selben wie schon seit über 20 Jahren, ich habe nicht aufgehört sie zu lieben ... ich werde nicht aufhören sie zu lieben !

Ziemlich abgefüllt schwankte ich am Abend wieder nach Hause. Wo sollte ich auch hin, selbst wenn ich jetzt eigentlich nicht nach Hause wollte ? Ich schlich in mein Bett und während ich da mit einem Stullenbrett unter meinem Kopf so liege ... alles dreht und bewegt sich ... habe ich, bevor ich zum kotzen auf die Toilette verschwinde, eine Idee.

Um ein gewissen Abstand zwischen meiner Frau und mir herzustellen, beschließe ich sofort am folgenden Tag vorübergehend eine Flocke zu machen. Wir besitzen am Stadtrand von Berlin einen Garten. Es ist Sommer, in dem Garten muss auch einiges getan werden und so beschließe ich für den Rest des Sommers in eben diesen Garten zu ziehen.

Es muss unbedingt eine Barriere ein Abstand her, damit ich in Ruhe darüber nachdenken kann, wie ich das Schiff wieder auf Kurs bringen kann. Aber wo soll ich ansetzen ? Ich kenne doch den Grund nicht, warum läuft Zuhause nichts mehr so, wie es sein sollte ?

Ende Teil 1 Fortsetzung folgt ...